Die bekanntesten Gebäude, die der Architekt Ludwig Mies van der Rohe entworfen hat, stehen in der Stadt Chicago (USA): das Kluczynski Federal Building, das Post Office, das 860–880 North Lake Shore Drive Building und die Crown Hall des Illinois Institutes of Technology. Sie alle sind quaderförmige Bauten, deren Fassaden sehr viel Glas enthalten. Das Glas schließt in der Regel bündig mit der Außenwand ab, so dass eine durchgehend glatte Oberfläche entsteht. Die Bauweise ist typisch für den sogenannten Internationalen Stil.
Der einzige von Mies van der Rohe entworfene Bau in Europa, der diese quaderartige Architektur aufweist, steht in Krefeld. Es ist das HE-Gebäude auf dem Gelände der ehemaligen Vereinigten Seidenwerke Krefeld (Verseidag). Da es ein perfekter Quader ist, eignet er sich gut, an ihm einige Grundaufgaben der Darstellenden Geometrie nachzuvollziehen. Das Fach »Darstellende Geometrie für Architekten« wird zwar heute noch an der Hochschule gelehrt, in der Praxis arbeitet man aber vermutlich mit der bequemeren CAD-Software.
Ich jedenfalls habe einmal spaßeshalber versucht, aus einem Foto des HE-Gebäudes (in Übereck-Ansicht) Grund- und Aufriss durch Zeichnung zu rekonstruieren. Das Ergebnis ist in Abbildung 1 zu sehen. Sie zeigt die beiden Risse in der sogenannten »Architekten-Anordnung«. Die (zeichnerische) Rekonstruktion ergibt ein Verhältnis (Länge : Breite) = 3,05, die TIM-online-Karte liefert (Länge : Breite) = 2,93 (56,47m : 19,28 m = 2,93). Das heißt, meine zeichnerische (Re-)Konstruktion kann nicht ganz falsch sein.
Abb. 1 Rekonstruktion: Grund- und Aufriss des HE-Gebäudes auf dem ehemaligen Gelände der Vereinigten Seidenwerke (Verseidag) in Krefeld.